Das Fach Latein


Das Fach Latein am Humboldt-Gymnasium Vaterstetten

Latein

Das Fach Latein wird am Humboldt-Gymnasium Vaterstetten als 2. Fremdsprache,   d. h. ab der 6. Jahrgangsstufe unterrichtet. Die Schüler haben in der 6. und 7. Jahrgangsstufe jeweils eine Pflichtintensivierungsstunde. In den Jahrgangsstufen 6 bis 8, in denen der grundlegende Sprachunterricht stattfindet, arbeiten wir mit dem Lehrwerk Campus C (Buchner Verlag), in den Jahrgangsstufen 9 bis 12 findet Originallektüre statt.

Alle großen schriftlichen Leistungserhebungen sind zweigeteilt und bestehen aus einer Übersetzung aus der Fremdsprache und einem Aufgabenteil, der Aufgaben zu Sprache und Textarbeit, antiker Kultur und ihr Fortwirken und Grundwissen enthält. In  der Spracherwerbsphase (6. – 8. Jahrgangsstufe.) wird die Übersetzung zum Aufgabenteil im Verhältnis 3:1 gewichtet, in der Lektürephase 2:1.

Zu Beginn der 9. Klasse findet ein angekündigter Grundwissenstest statt, der doppelt gewichtet wird. In der 10. Jahrgangsstufe wird die Dichtungsschulaufgabe über Ovids Metamorphosen durch eine mündliche Schulaufgabe ersetzt.

Besonderheiten des Faches Latein

Landeswettbewerb Alte Sprachen

An diesem Wettbewerb dürfen bayernweit alle Schülerinnen und Schüler, die im laufenden Schuljahr die Jahrgangsstufe 11 einen Kurs oder ein Seminar in Latein besuchen, teilnehmen. Gefördert werden hochbegabte Schülerinnen und Schüler durch die Auseinandersetzung mit lateinischer Sprache und Literatur. Die besten Teilnehmer werden für die Aufnahme in die Studienstiftung des deutschen Volkes als Stipendiaten vorgeschlagen.

Der Wettbewerb wird in drei Runden durchgeführt: Die Prüfung der ersten Runde besteht aus einer dreistündigen Klausur (Übersetzung + Aufgabenteil). Die 50 besten Teilnehmer können zur zweiten Runde zugelassen werden. In einer dreistündigen Klausur wird die Auseinandersetzung mit einem lateinischen Text gefordert. In der dritten Runde werden die zehn besten Kandidaten zu einem Prüfungscolloquium ins Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst eingeladen.

Romani ante portas

Zwei Römer am Humboldt-Gymnasium Vaterstetten

Mittlerweile ist es schon feste Tradition am Humboldt-Gymnasium Vaterstetten, dass gegen Ende des ersten Schulhalbjahres zwei „echte Römer“ unsere Schule besuchen. Frau Bernhard-Koppenberger und Herr Koppenberger, beide Realarchäologen und langjährige Weggefährten von Dr. Junkelmann, machen sich von der ehemaligen Provinzhauptstadt Augusta Vindelicum (Augsburg) auf den Weg, um vor unseren 5. Klassen in abwechselnden Vorträgen die Antike lebendig werden zu lassen.

Herr Koppenberger präsentiert und erläutert dabei die Kleidung und die Bewaffnung eines römischen Legionssoldaten zur Zeit von Kaiser Augustus am eigenen Leibe: Sein „kleiner Dienstanzug“ besteht aus einem Leinenhemd, einer Wolltunika, einem aus 30000 Ringen gefertigten Kettenhemd mit Gürtel, einem mit Leder überzogenen, aus mehreren Holzschichten zusammengeleimten Schild (12 kg), einem Helm, genagelten Sandalen und einem Stangenrucksack, an dem sein übriges Gepäck befestigt ist. Für die Schanzarbeit führt er eine Beilhacke mit, als Bewaffnung kommen noch ein Speer (pilum), ein Schwert (gladius) und ein Dolch (pugio) hinzu. Einen solchen mit fast 50 kg bepackten Soldaten nannten die Römer „miles impeditus“ (= nicht kampfbereiter Soldat). Ihren Durst löschten die Soldaten mit verdünntem Essigwasser, das außerdem den Vorteil hatte, dass auch Bakterien abgetötet wurden. Zu essen gab es pro Tag ein Kilogramm Weizen.

Während des Vortrags ihres Mannes zaubert Frau Koppenberger unseren langhaarigen Schülerinnen äußerst kunstvolle Frisuren. Danach erläutert sie unseren Fünftklässlern den Tagesablauf einer typisch römischen Dame: Diese hatte für alles ihre Sklaven und musste nichts selbst machen! 25 bis 30 Sklaven waren schon allein in einem Haushalt tätig! Vier bis fünf Sklavinnen waren nur mit dem Schminken, Frisieren und Anziehen beschäftigt. Danach führt Frau Koppenberger mit zahlreichen, nach historischen Vorbildern selbst gefertigten Gewändern vor, wie die römischen Mädchen und verheirateten Frauen gekleidet waren; in dieser Hinsicht herrschte strenger Dresscode, d. h. es war genau festgelegt, wer was zu tragen hatte. Die Gewänder der Frauen wurden mit Fibeln (= antike Sicherheitsnadeln mit Schmuck) zusammengehalten. Dazu gibt es noch Schönheitstipps aus der Antike: Zum Beispiel wurden anstelle von Wimperntusche Fliegenbeine verwendet, aus Purpurschnecken wurde rote Farbe zum Schminken gewonnen und Haare wurden mit Brennscheren und Papilloten (calamistra) in Form gebracht. Da in der Antike weiße Haut als vornehm galt, wurde auch da mit weißer Paste, Kreide oder Mehl nachgeholfen.

Dank ihres lebendigen Vortragstils und ihres fundierten Fachwissens gelingt es dem Ehepaar Koppenberger stets spielend, bei unserem jungen Publikum großes Interesse für die Römer und überhaupt die Antike zu wecken. So herrscht regelmäßig in der großen Pause und nach den Vorträgen immer noch reger Andrang bei unseren römischen Gästen: Viele Fragen wollen noch dringend beantwortet und etliche Köpfe frisiert werden. Nur schwer verabschieden sich einige wieder in den Unterricht oder nach Hause – so sehr zieht sie die Kultur der Römer in ihren Bann.

Kleines Latinum und Latinum

Diejenigen Schülerinnen und Schüler, die ab der 6. Jahrgangsstufe Latein lernen, bekommen, falls sie im Jahreszeugnis der 9. Jahrgangsstufe mindestens die Note „ausreichend“ erreichen, im Jahreszeugnis das Kleine Latinum (bzw. gesicherte Lateinkenntnisse) bestätigt; nach der 10. Jahrgangsstufe wird ihnen im Jahreszeugnis, falls mindestens die Note „ausreichend“ vorliegt, das Latinum bestätigt. Beides wird ebenfalls im Abiturzeugnis vermerkt.

Sollten Schülerinnen und Schüler sich zum Schulbesuch im Ausland in der Jahrgangsstufe 10 beurlauben lassen oder sollten sie nach der 9. Jahrgangsstufe  Latein ablegen und dafür Spanisch als spät beginnende Fremdsprache wählen, haben sie am Ende der 9. Jahrgangsstufe und am Ende der 10. Jahrgangsstufe die Möglichkeit, über eine Feststellungsprüfung das Latinum zu erwerben. Voraussetzung für die Teilnahme an dieser Feststellungsprüfung ist mindestens die Note „ausreichend“ im Jahreszeugnis der 9. Jahrgangsstufe.

Feststellungsprüfung zum Erwerb des Latinums:

  • In dieser Feststellungsprüfung muss die Note „ausreichend“ oder besser erreicht werden.
  • Die Feststellungsprüfung setzt sich zusammen aus einem schriftlichen und mündlichen Teil (Bewertungsverhältnis 2:1):
  • Die schriftliche Prüfung besteht aus einer lateinisch-deutschen Übersetzung (Cicero; ca. 110 lateinische Wörter), die in 90 Minuten mit Hilfe eines vom Staatsministerium zugelassenen Lexikons anzufertigen ist.
  • Als mündlicher Teil der Feststellungsprüfung zählt auf Antrag die Gesamtnote über die in der Jahrgangsstufe 9 erbrachten mündlichen Leistungen. Ansonsten ist eine eigene mündliche Prüfung über den Stoff der 9. Klasse abzulegen.
  • Bei Note „ungenügend“ im schriftlichen oder im mündlichen Prüfungsteil ist die Prüfung nicht bestanden.
  • Eine Wiederholung der Prüfung ist nur einmal möglich.

Für diese Feststellungsprüfung sollten sich die Schülerinnen und Schüler gründlich vorbereiten, da Cicero-Texte zum Stoff der 10. Jahrgangsstufe gehören und im Unterricht noch nicht gelesen wurden. Es empfiehlt sich daher, mindestens eine Rede von Cicero selbständig durchzuarbeiten. Ebenso sollte der Umgang mit dem Lexikon geübt werden. Tipps dazu erhalten Sie von den jeweiligen Fachlehrern.

Für die Prüfung müssen sich die Schülerinnen und Schüler bei Frau Eichiner anmelden; Anmeldeformulare gibt es ebenfalls bei ihr.

Die Bestätigung über den Erwerb des Latinums erfolgt im Abiturzeugnis.

Vom Staatsministerium genehmigte Lexika für Abitur und Latinumsprüfung

Als Hilfsmittel sind vom Staatsministerium für Unterricht und Kultus folgende zweisprachige Wörterbücher genehmigt:

  • Heinichen, Lateinisch-Deutsches Schulwörterbuch, 10. Auflage / Unveränderter Neudruck (zuletzt Stuttgart 1993)
  • Langenscheidts Großes Schulwörterbuch Lateinisch-Deutsch, bearbeitet v. E. Pertsch auf der Grundlage des Menge-Güthling, erweiterte Neuauflage (zuletzt Berlin/München/Wien/Zürich1983); auch: Neubearbeitung 2001
  • Langenscheidt Großes Schulwörterbuch Lateinisch – Deutsch Klausurausgabe, 1. Auflage 2009 / 1. Auflage 2017
  • Langenscheidt Abitur-Wörterbuch, Latein-Deutsch, 1. Auflage 2014 / 1. Auflage 2017
  • Stowasser, Lateinisch-Deutsches Wörterbuch (zuletzt Wien/München 1994)
  • Der kleine Stowasser, Lateinisch-deutsches Schulwörterbuch (zuletzt München 1994)
  • Stowasser, Lateinisch-deutsches Schulwörterbuch, 1. Auflage 2016
  • Pons Globalwörterbuch lateinisch-deutsch, 2., neubearbeitete Auflage 1986; korrigierter Nachdruck 1987 [vergriffen]
  • Pons Wörterbuch für Schule und Studium, lateinisch-deutsch, 2., neubearbeitete Auflage 1986 / Nachdruck 1999 / 3. neu bearbeitete Auflage 2003 (Nachdrucke 2004-2006)
  • Pons Wörterbuch für Schule und Studium, Latein-Deutsch, 1. Auflage 2007 / 1. Auflage 2012 / 1. Auflage 2016

Lexikonkiste

Dank der Mithilfe des Fördervereins verfügt die Schule über eine ausreichende Anzahl an Lexika (Stowasser), um den Bedarf für die Latinumsprüfung abzudecken.

Latein in der Oberstufe

Sowohl von Eltern als auch von Schülern wird immer wieder gefragt, ob man Latein auch in der Oberstufe belegen und darin auch eine schriftliche oder mündliche Abiturprüfung ablegen kann: Ja, man kann! Und: es bietet als Abiturfach für die Schüler viele Vorteile:

  • Latein müssen die Schüler nicht sprechen

Während in den modernen Fremdsprachen eine mündliche Prüfung in der Fremdsprache verpflichtend ist, selbst wenn man diese als schriftliche Abiturprüfung gewählt hat, wird in Latein das Abitur in diesem Fall ausschließlich schriftlich abgelegt. Ebenso ist es möglich, in Latein das Colloquium zu absolvieren (auf Deutsch natürlich).

Latein ist also für die Schüler zu empfehlen, denen das Sprechen einer fremden Sprache bzw. die Kommunikation generell nicht sehr leicht fällt.

  • In Latein werden keine Aufsätze geschrieben

Im Gegensatz zu den modernen Fremdsprachen wird in Schulaufgaben sowie in der Abiturprüfung keine Textproduktion verlangt.

Es muss lediglich ein Text übersetzt und Fragen zu überschaubaren Themen beantwortet werden – selbstverständlich auf Deutsch. Die Stärken dieser Schüler sollten Konzentration und Genauigkeit sein, weniger sprudelnde Phantasie.

  • In Latein ist die Progression in Mittel- und Oberstufe eher flach
    Da mit der 8. Jahrgangsstufe die Sprachvermittlung im Lateinischen weitgehend abgeschlossen ist, ist die Progression, d. h. der Lernfortschritt in den ersten Jahren im Vergleich zu den folgenden, höher. Das hat den großen Vorteil, dass Schüler, die sich in der 6., 7. und 8. Klasse eine solide Basis in Wortschatz und Grammatik erworben haben, in den folgenden Jahren über ein gutes Polster verfügen und sich so in der Oberstufe eher leicht tun.
  • In Latein sind die Inhalte hochinteressant (vgl. Lehrplan)

In 11/1 beschäftigen wir uns – wie auch schon in der 10. Jahrgangsstufe – mit zentralen philosophischen Vorstellungen der Antike, insbesondere mit denen von Stoa und Epikureismus. Hier haben die Schüler aber auch Gelegenheit, selbst über den Sinn des Lebens sowie eigene Wertvorstellungen nachzudenken und eigene Wege der Lebensgestaltung zu suchen.

In 11/2 stehen verschiedene Formen der römischen Satire auf dem Lehrplan. In den Satyrica parodiert Petron u. a. den griechischen Liebesroman und das Epos und stellt als literarisch Gebildeter die Lebensweise der kaiserzeitlichen Gesellschaft karikierend bloß. Die Satiren des Horaz reflektieren die gesellschaftlichen Verhältnisse der augusteischen Zeit ebenfalls kritisch, aber doch stets mit feiner Ironie.

In 12/1 stehen das Herrschaftssystem des Augustus im Mittelpunkt und das Verhältnis von Politik und politischer Literatur. Die Schüler lernen Vergils Aeneis kennen, das Nationalepos der Römer, und beschäftigen sich mit Livius, einem weiteren Autor des pro-augusteischen Mäzenaskreises.

Zuletzt lernen die Schüler in 12/2 staatsphilosophische Entwürfe kennen. Auf der Grundlage von Ciceros De re publica setzen sich die Schüler mit vielfältigen Themen auseinander: Antike Staatsentstehungstheorien, die ideale Staatsform, der gerechte Staatsmann usw.

Alles in allem beschäftigen sich die Schüler mit zentralen Werken der europäischen Kultur, sie erfahren, dass die lateinische Literatur in einem langen Traditionszusammenhang steht und dass sie das europäische Denken bis in die heutige Zeit in vielfältiger Weise geprägt hat und prägt.

  • Mit Latein kann man ein Stipendium gewinnen
    Schüler, die in Q11 Latein belegt haben, hervorragende Übersetzer sind und über ein umfassendes kulturelles Grundwissen verfügen, haben die Möglichkeit, am „Landeswettbewerb Alte Sprachen“ teilzunehmen und nach drei erfolgreichen Runden in die Studienstiftung des Deutschen Volkes aufgenommen zu werden. Selbstverständlich ist dies auch mit der erfolgreichen Teilnahme am Mehrsprachenwettbewerb des „Bundeswettbewerbs Fremdsprachen“ möglich.
  • In Latein ist die Abiturprüfung sehr kalkulierbar

Da die für die Abiturprüfung relevanten Themenbereiche recht überschaubar sind, ist die Abiturprüfung sowohl für Schüler als auch für Lehrkräfte sehr gut vorzubereiten. Die regelmäßig hervorragenden Ergebnisse bei den Abiturprüfungen sprechen für sich. Sic itur ad astra!

Grundwissen

Zum Grundwissen zählt neben der grundlegenden Grammatik und dem Wortschatz auch das sog. Sachwissen. Dieses wird den Schülern in der Grammatikphase (Jg. 6 - 8) durch das verwendete Lehrwerk Campus und das Sachwissenheft „Sic est! 1“ (Buchner Verlag) und  in der Lektürephase (Jg. 9 – 12) durch die verschiedenen Lektürehefte, die Arbeitsmaterialien der Lehrkräfte und die Sachwissenhefte „Sic est! 2 und 3“ (Buchner Verlag) vermittelt. Eine vollständige Übersicht über das Sachwissen der Jg. 6 - 10 (PDF).

Links

https://www.isb.bayern.de/gymnasium/faecher/sprachen/latein/materialien/grundkenntnisse-latein-jg-5-6-mit-10/

https://www.altphilologenverband.de/

http://www.radiobremen.de/podcasts/latein/latein114.html

https://areena.yle.fi/1-1931339

http://de.radiovaticana.va/news/2016/03/03/nuntii_latini_unsere_nachrichten_auf_latein/1212617

Fahrten

München: Archäologische Staatssammlung, Glyptothek, Antikensammlungen, Spaziergänge durch München (Auf den Spuren von Herkules, Inschriften)

Weißenburg: Römermuseum und Thermen

Möckenlohe: Villa rustica

Kipfenberg: Limes und Museum

Kempten: Cambodunum

Manching: Kelten-Römer-Museum

Regensburg: Überreste von Castra Regina

Italien: Pompeji und Herculaneum (im Rahmen von P-Seminaren)