Exkursion der Klasse 10d

„Was sollen wir denn im Landtag?“, lautete die Frage, die vielen von uns durch die Köpfe schoss, als wir das erst mal vom Ziel unserer Exkursion hörten. Wir dürfen an einem Großplanspiel teilnehmen, bei dem wir die Politiker wären, teilte Frau Riedl uns mit. Eine großartige Vorstellung hatten wir nicht gerade von Ausschüssen und Fraktionssitzungen. Mit dem entsprechend großer Spannung, was genau uns denn nun erwartete, kamen wir also im Maximilianeum an. Und der erste Eindruck war umwerfend! Ein Blick auf den wohl teuersten Grund Deutschlands, die Maximilianstraße, durch ein riesiges Fenster in einem Saal mit beeindruckenden Gemälden und einer erstklassigen Versorgung, die wir als Schüler gar nicht gewohnt waren.
Nach einem ausgiebigen Frühstücksbuffet wurden wir sodann von der Schirmherrin des Projekts und Präsidentin des Landtages, Barbara Stamm, begrüßt und kurz bezüglich des Tagesablaufs instruiert. Daraufhin teilte man jedem Schüler der vier Klassen aus den unterschiedlichsten Ecken Bayerns die Rolle eines Abgeordneten zu. Dies war nun für die nächsten Stunden unsere Identität: Wir waren Schauspieler, die möglichst realitätsnah ihre Ansichten vertreten sollten. Jeder bekam den Lebenslauf seines Politikers, die Herkunft, die Familie, die politische Einstellung. Einzig und allein der Name der Figuren war frei zu wählen, zur großen Freude einiger Teilnehmer. Hierbei sollte nur kurz der Vorsitzende der SPD, Graf von und zu Gallenstein, als ein Höhepunkt unserer Fantasie genannt werden.

Dann allerdings ging es erst richtig los! Wir führten das Leben eines Abgeordneten, mit allem Drum und Dran, beginnend bei der Fraktionssitzung über die Wahl einer neuen Landtagspräsidentin und regelkonforme Sitzungen im Plenarsaal bis hin zur Verabschiedung von Gesetzen. Dabei wurde den ganzen Tag über hitzig und mit Herzblut über die für uns Schüler höchst interessanten Themen „Schulreform“ und „Jugendkriminalität“ diskutiert. Vor allem die Humboldt-Gymnasiasten, inklusive den Vorsitzenden der SPD und der CSU, heizten den Abgeordneten im Plenarsaal mit politischen Floskeln gehörig ein und redeten sich in Rage.
 

Nach dem Ende des Planspiels an sich war aber noch lange nicht Schluss. Ein Politiker jeder im Landtag vertretenen Fraktion kam zu Besuch in den Plenarsaal und stellte sich unseren Fragen. Ebendiese Damen und Herren hatten die Schüler zu diesem Tag ausgewählt, so z.B. Renate Will uns. Auch die Aufgabe, diese Fragestunde zu leiten, kam einem aus unserer Klasse zuteil. Fragen wie „Brauchen die politischen Parteien eine Frauenquote?“ oder „Wie sinnvoll war die Einführung des achtjährigen Gymnasiums?“ reizten die Politiker zu Höchstleistungen. Es entstand eine hitzige Debatte, bei der die „richtigen“ Abgeordneten kein Blatt vor den Mund nahmen und auch tückische Sticheleien z.B. bezüglich des Guttenberg-Skandals einfließen ließen. Die Politiker widersprachen sich in beinahe allen Belangen und brachten fast zu jeder Frage unterschiedliche „Fakten“ und Meinungen. Besonders das Thema G8 wurde mit allen Mitteln verteidigt oder kritisch angegriffen. Jeder überzog seine Sprechzeit und musste zu allem seine Meinung kundgeben.
Am Ende des sehr langen Tages kamen wir zu dem Schluss, dass das Spiel an sich sehr interessant war und unsere politische Einstellung insgesamt stark beeinflusst wurde. Die Streiterei der  Politiker hingegen hielten viele für sehr anstrengend, allerdings auch für eine bereichernde Erfahrung. So sieht Politik also aus: ein „Kasperltheater“, so einer aus unserer Klasse.
Wir bedanken uns recht herzlich bei Frau Renate Will, die unsere Teilnahme am Planspiel erst möglich machte, und auch bei Frau Riedl, die uns begleitete.

Christian Nitzke, Klasse 10d

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